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Hartes Knastleben auf der Bühne – Schüler des Mildred-Scheel-Kollegs begeistern in der Cobra

Man darf nicht zimperlich sein, und vertrauen darf man sowieso keinem – zumindest nicht im Gefängnis, lernt Tina schnell. Zwanzig Monate Jugendknast heißt ihr Urteil. Zwanzig Monate Gewalt und der Kampf, sich unter den anderen Gefangenen durchzusetzen. Es ist ein Szenario, das einem normalen Schüler eher fremd ist. Spannend und herausfordernd war es deshalb für die Elftklässler des Mildred-Scheel-Berufskollegs, die sich für das Stück „RaumZeit“ in junge Straftäter hineinversetzten. In dieser Woche führten sie das Schauspiel zweimal in der Cobra mit zwei verschiedenen Besetzungen auf und ernteten großes Lob. Gefördert wurde die Arbeit vom Landesprojekt „Kultur und Schule“. Der Knast ist nichts für Feingeister: Grobe Umgangsformen und Beleidigungen werden von den verfeindeten deutschen und russischen Gefangenen gnadenlos aufgetischt. Schnell wird auch Tina in Schlägereien und Erpressungen verwickelt. Geplagt von Selbstmordgedanken schafft sie es nur durch Max, wieder einen Sinn im Leben zu sehen. Beim künstlerischen Integrationsprogramm zwischen der benachbarten Schule und dem Gefängnis verliebte sie sich in den Jungen von „draußen“. Was folgt, sind romantische Briefe, die verzweifelte Frage nach einer gemeinsamen Zukunft und witzige Liebesszenen auf einer Wochenendreise nach Paris – bevor es für Tina wieder zurück ins Gefängnis geht. Ob sie ihr Leben in den Griff bekommt, bleibt offen. Den rauen Gefängnisalltag und die vorhandene Brutalität darzustellen, fiel den Schülern anfangs schwer, erzählte Regisseur Stefan Filipiak. „Wir mussten sie animieren, sich zu trauen, das auszuleben.“ Die Hintergründe und Umgangsformen eines Jugendgefängnisses wurden an wahren Begebenheiten erforscht: Christian Linker, mit dem Filipiak das Stück schrieb, begab sich für Recherchezwecke hinter Gitter. Für passende Atmosphäre sorgten akustische Untermalungen. Dass das lebensnahe Thema gut gewählt wurde, lobte auch Besucherin Claudia Mittendorf (48). „Viele Leute in dem Alter haben mit Drogen und Kriminalität zu tun“, sagte sie. „Dafür, dass die Schüler zum ersten Mal auf der Bühne stehen, ist das eine tolle Leistung.“

Quelle: Bettina Palka/Solinger Tageblatt vom 14.03.2014